Lag man in der Antike vornehmlich zu Tisch und bediente sich von Hand, speiste man im Mittelalter hauptsächlich mit den Fingern oder hölzernen Löffeln. Starb das Oberhaupt der Familie, vererbte es seinen Löffel an einen Nachkommen. Daher die Redewendung „Den Löffel abgeben“.  Bis ins 18. Jh. musste der Gast in einem Gasthaus oder als Eingeladener seine Essensgeräte, eben das Besteck, in einem Futteral selber mitnehmen. Als Serviette teilten sich meist zwei Personen ein Tuch, dass zum Abtrocknen der Hände benutzt wurde.

In der Neuzeit sind Besteck und Servietten vorhanden, doch schon beim Apéro liegen die ersten Stolpersteine. Erst wird mit dem Glas angestossen oder zugeprostet, dann sind die Beilagen an der Reihe. Erdnüsse werden auf die Serviette in der Hand gegeben, so muss man sich den Mund nicht löffelweise vollstopfen.

Dann geht’s zu Tisch. Wer über gute Tischmanieren verfügt, setzt sich bei feinen Anlässen nicht unaufgefordert an die Tafel. Man wartet auf die Aufforderung des Gastgebers oder setzt sich erst, nachdem dieser Platz genommen hat. Die Stoff-Serviette wird auf dem Schoss ausgebreitet, spätestens wenn die ersten Getränke oder Speisen gebracht werden. Dort bleibt sie auch bis man den Tisch verlässt – dann legt man sie neben den Teller! Wenn man „sich kurz entschuldigt, um sich erfrischen“ zu gehen, legt man sie auf dem Stuhl ab.

Führen Sie während dem Essen eine Unterhaltung nehmen Sie kleine Portionen in den Mund, um bei Fragen ohne lange Verzögerung antworten zu können. Übrigens: Auch, wenn Sie Linkshänder sind – die Gabel gehört immer in die linke und das Messer immer in die rechte Hand. Legen Sie Ihr Handy oder Ihre Tasche niemals auf den Tisch. Frauen sollten Ihr Make-Up stets auf der Damentoilette auffrischen. Wenn Sie einmal niesen oder in ein Taschentuch schnupfen müssen, verlassen Sie den Tisch unauffällig oder drehen Sie sich zumindest höflich zur Seite.

Trinken Sie zum Essen Wein, achten Sie darauf, das Weinglas ausschliesslich am Stiel zu halten, so wird gerade Weisswein nicht unnötig erwärmt. Schlucken Sie die Speisen runter, bevor Sie zum Glas greifen und tupfen Sie sich vorher den Mund leicht ab. Das vermeidet fettige Schlieren.

Wenn Sie das Besteck nicht nutzen, beispielsweise dann, wenn Sie gerade zum Weinglas greifen, wird es mit dem Gabelrücken nach oben auf dem Teller gekreuzt. Dies signalisiert der Bedienung, dass Sie mit dem Essen noch nicht fertig sind. Liegt das Besteck im Teller nebeneinander in der Zwanzig-nach-vier-Uhr-Stellung, signalisiert der Gast: abräumen, auch wenn der Teller noch nicht leer ist.

Quelle : Knigge